domingo, 6 de abril de 2025

La liberacn del campo de concentración Buchenwald - y un discurso prohibido. En alemán y espanol. de Omri Boehm

 [Vean la traducciónn al español abajo]

Befreiung des KZs Buchenwald 

Die Rede, die nicht gehalten wurde in der Feierstunde

de Omri Boehm


Una celda del campo de concentración Buchenwald luego de la liberación
por el Tercer Ejército de Estados Unidos el 13 de April 1945.


Die folgende Rede sollte der israelische Philosoph Omri Boehm am Sonntag bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald halten. Auf Druck der israelischen Botschaft in Berlin zog die Gedenkstätte ihre Einladung jedoch in der vergangenen Woche zurück. Der Leiter der Gedenkstätte, Jens-Christian Wagner, teilte mit, Boehms Einladung nur zurückgenommen zu haben, weil „die vielfach seelisch verletzten Überlebenden drohten, instrumentalisiert und noch weiter in diesen Konflikt hineingezogen zu werden“. Der Auftritt des Philosophen, selbst Enkel von Holocaust-Überlebenden, sei nur verschoben. Omri Boehm betonte, dass die Stellungnahme Wagners auch seiner Position entspreche.

 

Omri Boehm

Der jüdisch-amerikanische Historiker Yosef Chaim Yerushalmi war einer der besten Kenner der Geschichte des jüdischen Gedächtnisses. Sein klassisches Werk „Zakhor“, das 1988 auf Deutsch unter dem Titel „Zachor – Erinnere Dich!“ erschien, endet mit einer Frage: „Was wäre, wenn das Gegenteil des Vergessens nicht das Erinnern ist, sondern die Gerechtigkeit?“ Yerushalmi selbst hat die Frage bis zu seinem Tod im Jahr 2009 nie beantwortet und sich auch nicht die Mühe gemacht zu erklären, was er mit ihr sagen wollte. Aber sie ist ein guter Ausgangspunkt, um über die Bedeutung und die Macht des Gedenkens nachzudenken in einer Zeit, in der dieses Gedenken vor neuen, unerträglichen Herausforderungen steht.


Yosef Chaim Yerushalmi

 

Yerushalmi zufolge gibt es in der jüdischen Tradition eine scharfe Trennung zwischen Geschichte und Erinnerung. Geschichte wird in der dritten Person geschrieben und nimmt für sich in Anspruch, faktisches Wissen über die Vergangenheit zu vermitteln. Erinnerung kann dagegen nur in der ersten Person erzählt werden, ob im Singular oder im Plural. Sie ist weder bloß faktisch noch bloß beschreibend, sie erhebt vielmehr einen Anspruch an uns, sie ist ein Aufruf zum Handeln. Der wesentliche Unterschied ist daher, dass es in der Geschichte tatsächlich um die Vergangenheit geht, während die Erinnerung letztlich auf Gegenwart und Zukunft gerichtet ist. Und genau das ist auch der Grund dafür, dass es möglich ist, sich zu erinnern – und dennoch zu vergessen. Mit anderen Worten: Das Gegenteil von Vergessen ist nicht nur das Wissen um die Vergangenheit, sondern auch die künftige Einhaltung der Pflichten, die uns von dieser Vergangenheit auferlegt worden sind.

 

 

Das höchste moralische Ziel

Diese Erkenntnis erlaubt es, einen Widerspruch aufzulösen, der im Zentrum jüdischen Lebens und Nachdenkens zu liegen scheint. Einerseits beschäftigt sich das Judentum bekanntlich intensiv mit Erinnerung, andererseits steht es in einer prophetischen Tradition, die sich vor allem für die Zukunft interessiert oder sogar für das Utopische und Ideale. Das ist aber gar kein Widerspruch. Denn wenn die Propheten immer wieder fordern „Erinnere Dich!“ – Zakhor! –, dann wollen sie eigentlich, dass wir nie vergessen, dass wir der Vergangenheit nur gerecht werden, wenn wir in der Zukunft nach Gerechtigkeit streben.

 

Ich möchte von hier aber noch einen Schritt weitergehen, weil ich Yerushalmis Gedanken hier nur für den Anfang halte. Das höchste Ziel, das uns die Propheten gezeigt haben, ist nämlich nicht die Gerechtigkeit, sondern der Frieden. Martin Buber etwa hat das deutlich gesehen. Am klarsten zum Ausdruck gebracht hat es allerdings Hermann Cohen, als er erklärte, dass Gerechtigkeit nicht das höchste moralische Ziel sein kann, weil sie von Abwägung und Beurteilung abhängt und deshalb auf Unvollständigkeit und Trennungen beruht. Der Frieden stehe im Gegensatz dazu in der jüdischen Tradition für das, was für die Griechen die Harmonie gewesen sei: das Vollkommene oder das Ganze. Das Wort „shalem“ bedeutet im Hebräischen „ganz“ und ist der Ursprung des hebräischen Wortes für Frieden: „Shalom“.  Der Frieden vervollständigt die Gerechtigkeit, indem er sie universalisiert. Kann es also sein, dass das Gegenteil des Vergessens weder bloß das Erinnern noch die Gerechtigkeit ist, sondern der Frieden?

 

Cohen hatte bei diesen Überlegungen nicht nur die Propheten im Sinn, sondern auch das zentrale Ideal der Aufklärung, dem Kant seine folgenreichste Schrift widmete: „Zum ewigen Frieden“. Zur Lehre Heraklits, nach der „der Krieg der Vater aller Dinge“ ist – was traditionell all diejenigen überzeugt, die sich als „Realisten“ bezeichnen –, entwerfen die hebräischen Propheten und Kant eine radikale Alternative. Nicht die vermeintliche Notwendigkeit des Krieges, sondern das Ideal des Friedens soll für sie der Ursprung menschlicher Beziehungen, menschlicher Politik und menschlichen Rechts sein.

 

 

Omri Boehm wurde 1979 im nordisraelischen Gilon geboren, leistete seinen Wehrdienst beim israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet und studierte Philosophie in Tel Aviv, Yale und München. Seit 2010 ist er Professor für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Bekannt wurde er 2022 mit dem Buch „Radikaler Universalismus“, einem Plädoyer gegen linke und rechte Identitätspolitik. Zwei Jahre zuvor hatte er in „Israel – Eine Utopie“ eine Idee zur Lösung des Nahost-Konflikts vorgelegt: Eine friedliche Zukunft von Juden und Palästinensern ist für Boehm nicht mit einer Trennung zu schaffen. Das könne nur mit einer Neugründung des Landes als föderale, binationale „Republik Haifa“ gelingen. In einem Interview mit der SZ bekräftigte er diese Position im vergangenen Oktober.

 

Kant wusste selbstverständlich genauso gut wie vor ihm die Propheten, dass die Realität unserer Welt brutal ist. Aber genau das war der Punkt. Es ging ihm darum, dass wir uns inmitten der brutalen oder, wie er schrieb, „barbarischen“ Realität Gesetzen unterwerfen müssen, deren Ideal der Frieden ist, weil nur so sichergestellt ist, dass er trotz allem möglich bleibt. Der Weg einer Menschheit, so Kants Warnung, die dem Ideal des Friedens nicht treu bliebe, führe unweigerlich in die Vernichtung.

 

Wenn wir uns heute an die Schrecken Buchenwalds erinnern, wenn wir uns die unerträglichen Bilder noch einmal vor Augen führen, die hier aufgenommen wurden bei der Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen, und wenn wir in die Augen der letzten Überlebenden blicken, die noch unter uns sind – einige von ihnen sind auf ebendiesen Bildern zu sehen –, dann muss ich an diese Warnung Kants denken und die Lehre der Propheten. Können wir das Vergessen jemals verhindern, wenn das Erinnern nicht von einem unbeirrbaren Engagement für den Frieden begleitet wird?

 

Es gibt natürlich noch andere, konkurrierende jüdische Traditionen des Gedenkens. Eine alternative Tradition beginnt mit einer Forderung, die uns derzeit nur allzu vertraut ist: „Gedenke (zakhor) dessen, was dir von Amalek angetan wurde“, und „rottet seinen Samen aus“. Diese Tradition oder der Frieden – für welche entscheiden wir uns? Und zu welchem Preis?

 

Vollständige Entmenschlichung

„Zum ewigen Frieden“ wurde 1795 veröffentlicht und erschien zu Kants Lebzeiten völlig utopisch. „Gut in der Theorie, aber nichts für die Praxis“, so lautete schon damals der bekannte Spruch seiner „realistischen“ Gegner. Die Kernideen des Textes wurden nach dem Zweiten Weltkrieg trotzdem in das Völkerrecht aufgenommen, als Reaktion auf die Verheerungen des Krieges und die Bilder aus den KZs.

 

In den Fotografien, die aus Buchenwald – und aus Auschwitz, Treblinka, Bergen-Belsen und so vielen anderen Orten – kamen, blickte die Menschheit in den Spiegel und entdeckte, dass sie nicht nur in einen entfesselten Krieg und einen Massenmord verwickelt war. Der fanatische Antisemitismus, der im Nazi-Deutschland zu dem Versuch geführt hatte, die Juden systematisch zu vernichten, war auch ein Angriff auf die Idee der Menschenwürde selbst.

 

Neu war die Idee der Menschenwürde auch schon damals nicht, aber sie wurde durch die Bilder endlich als zentrale Grundlage für unser gemeinsames Leben auf der Erde erkannt und – was oft übersehen wird – erstmals in staatliche Verfassungen und internationale Konventionen aufgenommen. Die Errungenschaft von Dokumenten wie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte oder dem Grundgesetz liegt darin, dass an ihnen deutlich wird, dass Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht keine willkürlichen Setzungen sind, sondern aus einer moralischen Verpflichtung hervorgehen.

 

Nach Gräueln wie in Buchenwald wurde ein zuvor vollkommen utopisch anmutender Gedanke zur Kernidee einer Entwicklung, die zum Ziel hatte, dass Menschen nicht nur als Bürger durch ihre Staaten geschützt sind, sondern auch vor ihren Staaten – und sogar dann, wenn sie – wie die Juden hier in Buchenwald – gar keine Bürger sind. Mit anderen Worten: Durch die Aufnahme der Menschenwürde ins Recht weigerte sich die Menschheit, den Krieg – den letzten Widerspruch zu jedem Ideal – als Vater aller Dinge anzuerkennen. Stattdessen hat sie sich dafür entschieden, ein großes „Nie wieder“ in die menschliche Existenz einzuschreiben, indem sie die Verbindlichkeit unserer Gesetze aus den Idealen Würde und Frieden ableitetet. Als stärksten Ausdruck unserer Verpflichtung gegenüber der Zukunft wegen unserer Verpflichtung gegenüber der Vergangenheit.

 

Gelegentlich wird behauptet, dass die Aussage „nie wieder“ zwei Formulierungen zulässt. Die eine ist einfach nie wieder. Die andere lautet – angesichts des völkermörderischen Antisemitismus, der in die „Endlösung“ mündete, „nie wieder für uns“. Danach besteht die künftige Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass den Juden niemals mehr die Vernichtung droht. Es ist an der Zeit, diese Unterscheidung aufzugeben.

 

 „Nie wieder“ ist nur in seiner universellen Form gültig, und nur dann kann es seiner besonderen Formulierung gerecht werden. Zumal eine Welt, in der nur den Juden der Ausrottungskrieg, den sie erfahren mussten, künftig erspart bleiben soll, eine Welt ist, in der auch ihnen weitere Ausrottungskriege nicht erspart bleiben werden. Eine Welt, in der eine Wiederholung der Schrecken von Buchenwald weiter möglich ist, ist eine Welt, in der sich diese Schrecken überall wiederholen können – und auch wieder Juden treffen können. Umso mehr als Antisemitismus bekanntlich alles andere als vorbei ist.

 

Nur eine internationale Gemeinschaft, die sich verpflichtet, die Möglichkeit unbegrenzter Kriege für immer auszuschließen, ist eine Gemeinschaft, die garantieren kann, dass sich dieselben Verbrechen nicht wiederholen. Wenn in diesen Tagen vom brutalen Massaker des  7. Oktobers gesprochen wird, heißt es auch manchmal „Nie wieder!“. Andere blicken auf die Zerstörung und den Hunger in Gaza und sagen dasselbe. Sofern beides ein Vergleich mit dem Holocaust sein soll, ist das eine so irreführend wie das andere.

 

In beiden Aussagen steckt allerdings auch ein Körnchen Wahrheit. Zum einen, insofern beide auf die erschütternde Tatsache verweisen, dass zweimal die vollständige Entmenschlichung von Gesellschaften nicht verhindert wurde; zum anderen, insofern beide offenbaren, als die internationale Gemeinschaft zwar durch ihre verschiedenen Bündnisse gespalten sein mag, aber vereint ist in ihrer Bereitschaft, entmenschlichende Verbrechen, die die Möglichkeit des Friedens untergraben, zu tolerieren und manchmal sogar zu rechtfertigen. Nur eine internationale Gemeinschaft, die sich dem entgegenstellen würde, wäre eine, die sich wirklich dafür einsetzt, dass sich ein Buchenwald niemals wiederholt.

 

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Welt heute, am 80. Jahrestag der Befreiung Buchenwalds, in eine neue Epoche eintritt. Die USA, die dieses Lager befreit haben, begannen damit ein langjähriges liberaldemokratisches Bündnis mit Europa. Heute wenden sich ebendiese Vereinigten Staaten von ihren liberalen europäischen Verbündeten ebenso ab wie von Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht, während Wladimir Putin einen brachialen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Das wiederum zwingt die EU, um ihren Schutz selbst in die Hand nehmen können, sich zu einer Militärgroßmacht hochzurüsten.

 

Und während das passiert, genießen auf dem alten Kontinent auch noch überall Rechtspopulisten lange ungekannten Zuspruch und verbünden sich mit Gleichgesinnten auf der ganzen Welt. Brandgefährlich sind diese europäischen Nationalisten nicht unbedingt deswegen, weil sie ihre faschistischen und antisemitischen Wurzeln verleugnen. Brandgefährlich sind sie vor allem, weil sie behaupten, dass sie diejenigen seien, die wirklich die Verantwortung für die Vergangenheit übernähmen, und zwar nicht obwohl, sondern gerade weil sie Rechtsstaatlichkeit, Völkerrecht und die europäische Aufklärung verachten.

 

Vor diesen Leuten sollten wir laut warnen – aber gleichzeitig auch nicht vergessen, uns selbst zu hinterfragen. Damit wir – als demokratische Linke, demokratische Rechte und demokratische Mitte – im gemeinsamen Kampf gegen die Nationalisten ganz sicher sein können, eine echte Alternative zu sein. Eine Alternative, die sich unmissverständlich zur Rechtsstaatlichkeit und zum Völkerrecht bekennt. Eine Alternative, die versteht, warum wir der Versuchung widerstehen müssen, die von den neorealistischen Doktrinen ausgeht, die Menschenwürde und Frieden als naive, edle Lügen abtun und fordern, die Macht Europas auf Kosten der Rechtsstaatlichkeit auszubauen.

 

Doktrinen dieser Art werden uns ganz schnell von „nie wieder“  zu „wieder“ bringen. Es ist nicht nüchtern-realistisch, die Ausrottungskriege zu übersehen, vor denen uns Ideale wie Menschenwürde und Frieden schützen. Deshalb ist es nötig, gerade heute an Buchenwald zu erinnern. Genug ist das allerdings nicht. Wir müssen auch dafür sorgen, dass wir niemals vergessen.

 

* * *

 

Liberación del campo de concentración de Buchenwald

El discurso que no se pronunció en el acto memorial

 de Omri Boehm


El siguiente discurso lo iba a pronunciar el filósofo israelí Omri Boehm el domingo en la conmemoración del 80 aniversario de la liberación del campo de concentración de Buchenwald. Sin embargo, bajo presión de la embajada de Israel en Berlín, el Museo Conmemorativo Buchenwald su invitación la semana pasada. El director del museo, Jens-Christian Wagner, explicó que había retirado la invitación de Boehm únicamente porque "los supervivientes, muchos de los cuales estaban heridos emocionalmente, corrían el peligro de ser explotados y arrastrados aún más a este conflicto". La aparición del filósofo, nieto de supervivientes del Holocausto, sólo se ha pospuesto. Omri Boehm enfatizó que la declaración de Wagner también reflejaba su posición.

 

El historiador judío-estadounidense Yosef Chaim Yerushalmi fue uno de los mejores expertos en la historia de la memoria judía. Su obra clásica “Zakhor”, publicada en alemán en 1988 con el título “¡Zachor – Recuerda!”, termina con una pregunta: “¿Y si lo opuesto al olvido no fuera el recuerdo, sino la justicia?” El propio Yerushalmi nunca respondió a la pregunta hasta su muerte en 2009, ni se molestó en explicar qué quería decir con ella. Pero es un buen punto de partida para reflexionar sobre el significado y el poder del recuerdo en un momento en que éste se enfrenta a desafíos nuevos e insoportables.

 

Según Yerushalmi, en la tradición judía existe una marcada separación entre historia y memoria. La historia está escrita en tercera persona y pretende transmitir conocimientos factuales sobre el pasado. La memoria, en cambio, sólo puede contarse en primera persona, ya sea en singular o en plural. No es meramente factual ni meramente descriptivo; Más bien, nos hace un reclamo: Es un llamado a la acción. La diferencia esencial, por tanto, es que la historia trata en realidad del pasado, mientras que la memoria se dirige en última instancia hacia el presente y el futuro. Y esa es precisamente la razón por la que es posible recordar y, sin embargo, olvidar. En otras palabras, lo opuesto al olvido no es sólo el conocimiento del pasado, sino también la observancia futura de los deberes que ese pasado nos impone.

 

El objetivo moral más alto

Esta idea nos permite resolver una contradicción que parece estar en el corazón de la vida y el pensamiento judíos. Por una parte, se sabe que el judaísmo se preocupa intensamente por la memoria, pero por otro lado, se sitúa en una tradición profética que se interesa fundamentalmente por el futuro o incluso por lo utópico y lo ideal. Pero esto no es una contradicción en absoluto. Porque cuando los profetas exigen repetidamente “¡Recuerden!” – ¡Zakhor! – entonces lo que quieren es que nunca olvidemos que sólo podemos hacerle justicia al pasado si luchamos por lograr justicia en el futuro.

 

Pero me gustaría ir un paso más allá, porque considero que las reflexiones de Yerushalmi aquí son sólo el comienzo. El objetivo más alto que nos han mostrado los profetas no es la justicia sino la paz. Martin Buber, por ejemplo, lo vio claramente. Sin embargo, Hermann Cohen lo expresó con mayor claridad cuando declaró que la justicia no puede ser el objetivo moral más alto porque depende de la consideración y el juicio y, por lo tanto, se basa en la incompletitud y la separación. En cambio, la paz en la tradición judía representa lo que la armonía era para los griegos: la perfección o el todo. La palabra “shalem” significa “todo” en hebreo y es el origen de la palabra hebrea para paz: “shalom”. La paz completa la justicia universalizándola. ¿Será que lo opuesto al olvido no es el recuerdo ni la justicia, sino la paz?

 

En estas reflexiones, Cohen no sólo tenía en mente a los profetas, sino también el ideal central de la Ilustración, al que Kant dedicó su obra más trascendental: “Sobre la paz perpetua”. A la enseñanza de Heráclito de que “la guerra es el padre de todas las cosas” –que tradicionalmente convence a todos aquellos que se llaman “realistas”–, los profetas hebreos y Kant ofrecen una alternativa radical. Para ellos, no es la supuesta necesidad de la guerra, sino el ideal de la paz lo que debería ser el origen de las relaciones humanas, de la política humana y del derecho humano.

 

Omri Boehm nació en 1979 en Gilon, al norte de Israel, hizo el servicio militar en el servicio de inteligencia interior israelí Shin Bet y estudió filosofía en Tel Aviv, Yale y Munich. Es ciudadano de Israel y de Alemania. Desde 2010 es profesor de Filosofía en la New School for Social Research de Nueva York. Se dio a conocer en 2022 con el libro “Universalismo Radical”, un alegato contra las políticas identitarias de izquierda y derecha. Dos años antes, en “Israel: una utopía”, había presentado una idea para resolver el conflicto de Medio Oriente: para Boehm, un futuro pacífico para judíos y palestinos no puede lograrse mediante la separación. Esto sólo podría lograrse restableciendo el país como una “República de Haifa” federal y binacional. Reiteró esta posición en una entrevista con el SZ el pasado mes de octubre.

 

Kant, por supuesto, sabía tan bien como los profetas antes que él que la realidad de nuestro mundo es brutal. Pero ese era exactamente el punto. Su punto era que, en medio de una realidad brutal o, como él escribió, “bárbara”, debemos someternos a leyes cuyo ideal es la paz, porque es la única manera de garantizar que la paz siga siendo posible a pesar de todo. Kant advirtió que el camino de una humanidad que no se mantenga fiel al ideal de la paz conducirá inevitablemente a la destrucción.

 

Cuando hoy recordamos los horrores de Buchenwald, cuando volvemos a mirar las insoportables imágenes tomadas aquí cuando el campo fue liberado por las tropas estadounidenses, y cuando miramos a los ojos de los últimos supervivientes que todavía están entre nosotros –algunos de los cuales pueden verse en estas mismas imágenes–, entonces recuerdo esta advertencia de Kant y las enseñanzas de los profetas. ¿Podremos evitar el olvido si el recuerdo no va acompañado de un compromiso inquebrantable con la paz?

 

Por supuesto, existen otras tradiciones judías de conmemoración que compiten entre sí. Una tradición alternativa comienza con una exigencia que hoy nos resulta demasiado familiar: “Recuerda (zajor) lo que te hizo Amalec” y “extermina su descendencia”. ¿Esta tradición o la paz? ¿Cuál elegimos? ¿Y a qué precio?

 

Deshumanización completa

“Sobre la paz perpetua” se publicó en 1795 y parecía completamente utópica durante la vida de Kant. “Bueno en teoría, pero no en la práctica”, era el conocido dicho de sus oponentes “realistas” de aquel entonces. Sin embargo, las ideas centrales del texto fueron incorporadas al derecho internacional después de la Segunda Guerra Mundial, como reacción a la devastación de la guerra y a las imágenes de los campos de concentración.

 

En las fotografías surgidas de Buchenwald –y de Auschwitz, Treblinka, Bergen-Belsen y tantos otros lugares– la humanidad se miró en el espejo y descubrió que no sólo estaba involucrada en una guerra desatada y un asesinato en masa. El antisemitismo fanático que condujo al intento de exterminar sistemáticamente a los judíos en la Alemania nazi fue también un ataque a la idea misma de la dignidad humana.

 

La idea de la dignidad humana no era nueva incluso entonces, pero a través de las imágenes de los campos de concentración fue finalmente reconocida como un fundamento central para nuestra vida común en la tierra y –algo que a menudo se pasa por alto– fue incluida por primera vez en las constituciones nacionales y las convenciones internacionales. El logro de documentos como la Declaración Universal de Derechos Humanos o el Grundgesetz, la Ley Fundamental alemana, radica en que dejan claro que el Estado de derecho y el derecho internacional no son decisiones arbitrarias, sino que surgen de una obligación moral.

 

Después de atrocidades como las de Buchenwald, una idea que hasta entonces parecía completamente utópica se convirtió en la idea central de un desarrollo que tenía como objetivo garantizar que las personas no solo estuvieran protegidas como ciudadanos por sus estados, sino también contra sus estados, e incluso cuando no fueran ciudadanos, como los judíos aquí en Buchenwald. En otras palabras, al incorporar la dignidad humana al derecho, la humanidad se negó a reconocer la guerra —la contradicción última de todo ideal— como la madre de todas las cosas. En lugar de ello, ha optado por inscribir un gran “nunca más” en la existencia humana, derivando el carácter vinculante de nuestras leyes de los ideales de dignidad y paz. Como la expresión más fuerte de nuestro compromiso con el futuro debido a nuestro compromiso con el pasado.

 

A veces se afirma que la frase “nunca más” puede formularse de dos maneras. Uno simplemente “nunca más”. La otra es –en vista del antisemitismo genocida que culminó en la “Solución Final”– “nunca más para nosotros”. O sea, garantizar que los judíos nunca más sean amenazados con la aniquilación. Es hora de abandonar esta distinción.

 

“Nunca más” sólo es válido en su forma universal, y sólo entonces puede hacerse justicia a su formulación particular. Tanto más porque un mundo, en el que sólo los judíos se verán librados de la guerra de exterminio, que tuvieron que soportar, es un mundo en el que ellos tampoco se verán librados de nuevas guerras de exterminio. Un mundo en el que siga siendo posible una repetición de los horrores de Buchenwald es un mundo en el que estos horrores pueden repetirse en todas partes y pueden volver a afectar también a los judíos. Más aún porque, como sabemos, el antisemitismo está lejos de haber terminado.

 

Sólo una comunidad internacional que se compromete a excluir para siempre la posibilidad de guerras ilimitadas es una comunidad que puede garantizar que los mismos crímenes no se repitan. Cuando hoy en día se habla de la brutal masacre del 7 de octubre, a veces se dice: “¡Nunca más!”. Otros miran la destrucción y el hambre en Gaza y dicen lo mismo. Si ambos pretenden ser una comparación con el Holocausto, uno es tan engañoso como el otro.

 

Sin embargo, hay algo de verdad en ambas afirmaciones. En primer lugar, en la medida en que ambos señalan el hecho impactante de que la deshumanización completa de las sociedades en dos ocasiones no se evitó. En segundo lugar, en la medida en que ambos revelan que la comunidad internacional, aunque dividida por sus diversas alianzas, está unida en su voluntad de tolerar y a veces incluso justificar crímenes deshumanizantes que socavan la posibilidad de la paz. Sólo una comunidad internacional que se opusiera a esto estaría verdaderamente comprometida a garantizar que nunca más vuelva a existir un Buchenwald.

 

No es exagerado decir que hoy, en el 80º aniversario de la liberación de Buchenwald, el mundo está entrando en una nueva era. Estados Unidos, que liberó este campo de concentración, inició una alianza democrática liberal de larga data con Europa. Hoy, esos mismos Estados Unidos se están alejando de sus aliados liberales europeos, así como del estado de derecho y del derecho internacional, mientras Vladimir Putin libra una brutal guerra de agresión contra Ucrania. Esto, a su vez, obliga a la Unión Europea a convertirse en una gran potencia militar para poder tomar su protección en sus propias manos.

 

Y mientras esto sucede, los populistas de derecha en todas partes del viejo continente disfrutan de un apoyo sin precedentes y se están aliando con personas de ideas afines en todo el mundo. Estos nacionalistas europeos no son necesariamente extremadamente peligrosos por el hecho que niegan sus raíces fascistas y antisemitas. Son particularmente peligrosos porque afirman ser los que verdaderamente asumen la responsabilidad del pasado, no a pesar de que sino precisamente porque desprecian el Estado de derecho, el derecho internacional y la Ilustración europea.

 

Deberíamos advertir en voz alta sobre el peligro que constituyen estas personas, pero al mismo tiempo no debemos olvidarnos de cuestionarnos a nosotros mismos. Para que nosotros, como izquierda democrática, derecha democrática y centro democrático, podamos estar absolutamente seguros de que somos una verdadera alternativa en la lucha común contra los nacionalistas. Una alternativa comprometida inequívocamente con el Estado de derecho y el derecho internacional. Una alternativa, que entienda por qué debemos resistir la tentación que plantean las doctrinas neorrealistas, que desestiman la dignidad humana y la paz como mentiras ingenuas y nobles y exigen ampliar el poder de Europa a expensas del Estado de derecho.

 

Doctrinas de este tipo nos llevarán rápidamente del “nunca más” al “otra vez”. No es del todo realista pasar por alto las guerras de exterminio de las que nos protegen ideales como la dignidad humana y la paz. Por eso es necesario recordar Buchenwald, especialmente hoy. Pero eso no es suficiente. También debemos asegurarnos de no olvidarlo nunca.